GPS-Koordinaten:
51° 40′ 33.5″ N
9° 46′ 58.4″ E
Im Bereich Ihres Standortes befindet sich die Wüstung Volksfelde.
Das gestreckte einzeilige Reihendorf wurde im Mittelalter von seinen BewohnerInnen aufgegeben. Von dem Ort sind nur noch Spuren in Form von Brandschutt an der Straßenböschung und an manchen Stellen des Waldes Ziegelsteinbrocken und Scherben zu finden. Um 1768 war das Mauerwerk der alten Kirche noch zu sehen. Bereits um 1750 wurde ein Teil der Steine der Kirche zum Bau des Ertinghäuser Forsthauses verwendet. Auch die alten Ackerflächen, die für das Mittelalter typischen Wölbäcker (auch Hochäcker genannt), sind stellenweise noch zu erahnen. Die gewölbte Form der Äcker entstand im Laufe der Zeit durch die Art und Weise der Bearbeitung, in deren Verlauf immer mehr Ackerkrume zur Ackermitte verlagert wurde. Von der ehemaligen Dorfstelle zieht sich bis zur Landstraße (Hardegsen-Ertinghausen) die sog. Volksfelder Trift: Heute ein Feldweg mit artenreichen Kräutersäumen.
Die Trift wurde von den Bauern genutzt, um ihre Tiere täglich von den Ställen auf die im Tal der Kobbeke liegenden Weiden bzw. in den Wald zu treiben. Erst 1463 wird das Dorf, wahrscheinlich damals schon wüst, urkundlich erwähnt. Im Laufe der Zeit wurde Volksfelde auch Volcksfelde, Wolckesfelde, Volkenfelde, Volkesfelde und Volckefelt genannt.
Die Ursachen für das Wüstfallen der Siedlung sind nicht mehr eindeutig zu ermitteln. Eine Möglichkeit ist, dass Volksfelde im Zusammenhang mit kämpferischen Auseinandersetzungen (Fehden) zerstört wurde. Viele Dörfer wurden in deren Verlauf geplündert und verwüstet. Gründe für die Aufgabe der Hofstellen werden aber auch in Klimaverschlechterungen gesehen. Ebenfalls diskutiert wird die Ansicht, dass es sich bei Volksfelde, wie bei vielen aufgegebenen Solling-Siedlungen, um eine sog. Fehlsiedlung gehandelt hat. Derartige ungünstig angelegte Rodesiedlungen sind nach Abwanderung ihrer BewohnerInnen im Spätmittelalter (Mitte des 13. bis Ende des 15. Jahrhunderts) wieder verschwunden.
In ca. 1000 m Entfernung vom Standort, der Kobbeke bachabwärts folgend, wurde eine Köhlerhütte (Köte) nachgebaut. In solchen Hütten wohnten die Köhler während sie mit Hilfe in der nähe befindlicher Kohlemeiler Holzkohle herstellten (Meilerköhlerei). Dazu wurden Holzscheite konisch zu einem Hügel gestapelt und mit Tannenästen, Gras, Moos und Erde luftdicht abgedeckt. Dann wurde das Holz entzündet. In dem Meiler durfte das Holz nicht brennen, sondern nur verkohlen. Als Nebenprodukte entstanden neben der Holzkohle noch Holzteer, Holzessig, Holzgeist (Methanol) und Holzgas. Alle zwei Stunden mussten die Köhler oft mehrere Meiler kontrollieren.
Von der Köhlerei lebten im Mittelalter viele Menschen. Industriell gefertigte Holzkohle verdrängte erst Anfang des 20.Jahrhunderts die letzten Köhler endgültig aus dem Solling.
Da Holzkohle beim Verfeuern viel höhere Temperaturen erreicht als Holz, wurde sie im Mittelalter und der frühen Neuzeit vor allem in der Eisenverhüttung und bei der Glasherstellung eingesetzt. Die Eisenproduktion hat im Solling eine lange Tradition. Neben zahlreichen kleinen Eisenerz-Vorkommen, die sich über den ganzen Solling erstrecken, gab es bedeutende Vorkommen bei Uslar, bei Markoldendorf und am westlichen Rand des Leinetalgrabens. Eisenhämmer und Eisenhütten wurden in Sohlingen, Uslar und Dassel seit 1629 betrieben. Es bestand zudem ein reger Austausch von Holzkohle aus dem Solling und Eisenerz aus dem Harz (s. Station/Alte Uslarer Straße).
Im Mittelalter waren die Voraussetzungen zur Glasherstellung im Solling besonders günstig, denn hier gab es genug Holz, feinen weißen Quarzsand und reichlich Wasser.
Bereits im 12./13. Jahrhundert wurde im Solling Glas hergestellt.
Die Blütezeit der Glashütten lag zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. Das Holz wurde nicht nur als Energiequelle verwendet, sondern auch für die Gewinnung von Pottasche (Kaliumcarbonat). Die Pottasche, die zur Grünfärbung des Glases führte, wurde durch Verbrennen von Holz (vornehmlich Buche, aber auch Eiche und Fichte) hergestellt. Die Asche diente bei der Schmelze als Flussmittel für das Gemisch aus Quarzsand und Kalk. Der Holzverbrauch der Waldglashütten war so groß, dass sie etwa alle fünf bis sechs Jahre an einen anderen Standort wechseln mussten (daher auch als Wanderglashütten bezeichnet).
Eine Glashütte verschlang jährlich 20 bis 30 ha Wald.
Davon wurden 80 bis 85% für die Gewinnung der Pottasche benötigt. Im 18./19. Jahrhundert gab es dann Glashütten, die über einen längeren Zeitraum oder dauerhaft an festen Standorten arbeiteten und in denen auch helles Glas, Spiegel-, Tafel- und Medizinglas hergestellt wurde.